Meine erste Reise durch Syrien führte mich zu diversen Punkten, welche so maches mal ziemlich entfernt voneinander lagen. Dazu später mehr, hier erstmal der erste Ort: Palmera oder Tadmor.

Von Damaskus nahmen wir als Gruppe von neun Leuten – drei Deutschen, sechs Italienern und einem Syrer – Kurs auf nach Palmera. Mit dem Bus ist die Strecke für ca. 200 Lira in etwas über zwei Stunden zu bewältigen. Die Fahrt ist wunderschön, man kreuzt die Landschaften um Damaskus und streift die ersten Anzeichen der Geröllwüste Syriens.

Dort angekommen erscheint die Stadt als großes touristisches Anlaufzentrum – das letzte vor der Wüste. Bewirtet wurden wir von einem emsigen Bekannten unseres syrischen Freundes, welcher ein Restaurant mit Bedouinenzeltaufbau besaß und uns auf diese Art empfing. Außerdem organisierte er uns zwei Autos, welche uns die nächsten Tage kutschierten. Den Abend verbracheten wir bei einem Besuch der Eröffnungsveranstaltung der kulturellen Woche zu Ehren der zanoubischen Königin Palmeras.

Unsere Chauffeure waren Beduinen und unsere Gefährt Dromedare, die zu meinem Unglück teilweise extra geweckt werden mussten. Dennoch verbrachten Sie ihren Dienst ohne Murren, nur mit Schnauben und Rauschen. So zogen wir durch die von Ruinensäulen gesäumte Prachtstraße zum römischen Kolloseum. In den Ruinen widerspiegelten sich diverse syrische Zeitalter. Der Abend wurde von einer Gruppe sehr guter, professioneller türkischer Tänzer und Tänzerinnen gestaltet. Sie tanzten eine Abwandlung der Prometheus-Sage mit nationalen türkischen Elementen, welche ich nicht unbedingt deuten konnte. Die Performance der Tänzer war hinreißend. Das Publikum war gleichwohl international und lokal von Größen der Region besetzt und wir fühlten uns zeitweise fehl am Platz, wenngleich das Ambiente ungemein schön war. Wir schliefen danach die erste Nacht im Hotel.

Am nächsten Tag besetzten wir die Autos und fuhren auf erster Strecke nach Qasr Hirl Sharqi. Das ist eine Doppelburg (Ruine). Bastian und mich verschlug es aus mir unbekannten Gründen auf den Wachturm zwischen den Burgen. Der Blick war wunderbar. Das besondere ist, wie bei so vielen anderen archäologischen Sehenswüridigkeiten, dass die Strukturen in den Farben der Gerwöllwüste erbaut sind und sich bis auf wenige Kilometer vorher nicht vom eintönigen Horizont der Ebene abheben. Umso Imposanter sind die Gebäude, meist nur noch die Außenmauern und einige wenige innere Grundstrukturen. Danach wurden wir von den Bedouinen, welche vor Ort lebten und die eigentlichen Wärter der Burg sind, empfangen. Wir tranken Tee und hinterließen unser Eintrittsgeld bei Ihnen.

Weiter auf der Strecke durch die Wüste führte uns der Weg zur nächsten Ruine, einem Palast, welcher sich ebenfalls erst unscheinbar zeigte, dann aber große unterirdische Hallen preisgab. Auch waren die Palastgebäude etwas besser erhalten, und so gewann ich eine knappe Vorstellung der ursprünglichen Dimensionen. Das interessanteste war das Gestein welches so stark quarzhaltig war, dass es wohl mal entweder weiß oder transparent gewesen sein musste. Die Witterung hatte die Steine schon so zerfurcht, dass das Quarz zu rasiermesserartigen Flächen ausgewaschen war. Nur die wenigen Marmorsäulen waren noch fast vollständig intakt, so wie in der vorrangehende Ruine und in Palmera. In einem nahe gelegenem Autostop bereiteten wir unsere mitgebrachten Speisen zu. Das waren ein Salat aus Gurken und Tomaten, gekochte Eier, Humus, gekochte Bohnen, Büchsenfleisch, Melone, Käse und Brot. Dazu gabs standesgemäß Pepsi oder Wasser und danach Tee und Kaffee.

Die letzte Etappe führt uns schließlich nach Qal’aat Ja’abar, einer weiteren Festungsanlage, welche aus riesigen komplett gemauerten Wällen bestand. Dort an einem Restaurant zelteten wir über die Nacht. Ich hatte endlich die Chance, schwimmen zu gehen und tat dies auch ausgiebig am Tag der Ankunft und am Morgen vor der Abfahrt. Im aufgestauteten Assad-See des Eufrat zog ich genüsslich im erfrischenden Wasser meine Runden und befreite gelegentlich die verhakte Angelschnur einer der Mitfahrer.

Von dort aus brachen wir auf zu einer extrem langen Reise entlang des Eufrat (Al Frat), welche uns bis zur Doura Europos, der Ruine einer riesigen antiken Stadt, führte. Dort genoss ich einen wunderbaren Abend alleine in den Ruinen. Auch hier wieder die unscheinbaren Überreste einer Stadtmauer, nachdem die verschiedenen, nur noch in grundrissen erhaltenen Stadtviertel begannen. Das überwältigende Bild am anderen Ende der Stadt war aber der Abhang, welcher sicherlich früher mit Hilfe einer Prachttreppe bezwungen werden konnte und die Aussicht auf die enorme Befestigungsanlage mit dahinterliegendem Fluss und Feldern.

Das war der weiteste Punkt unserer Reise bis ca. 100 km vor die irakische Grenze. Das Tal wurde übrigens dorthingehend seitens der Dörfer immer karger und gliche zum Ende hin eher einem Transitkorridor als einem stetig besiedelten Gebiet. Aber der Eindruck kann hier natürlich täuschen. Dennoch war und ist dies eine der Haupttransitstrecken für Migration aus und in den Irak.

Der Rückweg brachte uns zurück nach Palmera, wo wir die letzte Nacht in einer Bedouinenfamilie vor der Stadt verbrachten. Die Wüste ist weit…